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Crosswind Landing – Die richtige Technik für Landungen bei Seitenwind

Seitenwindlandung
Seitenwindlandung

Spätestens, wenn der windige Herbst vor der Tür steht, bleiben die Flieger unerfahrener Piloten aus Angst vor einer turbulenten oder gar missglückten Landung oft im Hangar stehen. Doch mit der richtigen Technik kann Seitenwind gut gebändigt werden.

In der Regel sind es frischgebackene oder unerfahrene Piloten, die bei stärkerem Wind akribisch die Werte für die Seitenwindkomponente mit ihrem Smartphone von der Terrasse aus verfolgen. Viele fühlen sich unsicher und lassen das Luftsportgerät an solchen Tagen lieber gänzlich in der Halle stehen. Safety first!
Doch mit der richtigen Technik und einem ausgeglichenem Trainingsstand könnten auch diese Piloten in die Luft gehen. Ganz ohne den Verlust der Sicherheit.

Bei schönem Wetter ist eine Landung keine Zauberei. Im Gegenteil. Hält sich der Pilot an die Platzrunde und teilt diese vernünftig ein, wird das Fahrwerk seines Flugzeugs vermutlich genau am Aufsetzpunkt den ersten sanften Bodenkontakt erfahren. Kommt jedoch Wind von der Seite hinzu, hilft nur die richtige Technik, um das Flugzeug zielgenau zu landen.

Für die Landung bei Seitenwind gibt es prinzipiell zwei Techniken, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen: Der Sideslip Approach und der Crab Approach.

Sideslip Approach

Der Sideslip Approach, zu Deutsch „Seitengleitflug“, zeichnet sich durch eine dem Wind zugewandte, „hängende“ Tragfläche aus. Hierbei werden Seitenruder und Querruder gekreuzt betätigt, wobei die Geschwindigkeit mit Ziehen oder Nachlassen am Höhenruder angepasst wird. Kommt der Wind beispielsweise von rechts, so wird die rechte Tragfläche in den Wind gehalten. Hierzu gibt der Pilot ein wenig rechtes Querruder. Damit die Flugzeugnase dieser Querruderbewegung nicht ebenfalls nach rechts folgt, wird das Seitenruder entsprechend so weit links getreten, dass die Flugzeugnase wieder in Landerichtung zeigt. Auf diese Weise wird der Anflug bis zum Aufsetzen fortgeführt, sodass das Flugzeug mit dem luvseitigem Rad des Hauptfahrwerks zuerst aufsetzt. Durch das dem Wind zugewandte Aufsetzen wird ein Abdriften in Leerichtung verhindert.
Der Vorteil dieser Technik ist, dass das Flugzeug bereits im Anflug in Landerichtung ausgerichtet ist und, dass diese Ausrichtung bis zum Aufsetzen auch eingehalten wird. Eine Drehung des Flugzeugs um die Hochachse ist vor dem Aufsetzen demnach nicht notwendig.
Allerdings kann diese Technik auch Probleme mit sich bringen. Die Tragfläche muss bei verhältnismäßig starkem Seitenwind sehr weit nach unten gehalten werden. Hierbei kann es unter Umständen zu einer ungewollten Berührung der Tragflächenenden mit der Piste kommen. Besonders Piloten eines Tiefdeckers müssen auf ausreichend Abstand der Tragfläche zum Boden achten.

Sideslip Approach
Sideslip Approach

Crab Approach

Die zweite mögliche Methode der Seitenwindlandung ist die Landung mit Vorhaltewinkel. Der Name Crab Approach ergibt sich aus der seitlichen Gangart der Krebse. Hierbei wird die dem Wind zugewandte Tragfläche entgegen des Sideslip Approach nicht „hängen gelassen“. Der Anflug wird bis kurz vor dem Aufsetzen mit einem dem Seitenwind angepassten Vorhaltewinkel geflogen. Die Flugzeugnase zeigt dabei nicht in Landerichtung, sondern viel mehr in die Richtung, aus der der Wind kommt. Die Flugrichtung über Grund bleibt dabei jedoch genau auf der verlängerten Linie der Piste. Erst kurz vor dem Aufsetzen wird die Flugzeugnase in Pistenrichtung ausgerichtet. Hierbei tritt der Pilot in das Seitenruder der Wind abgewandten Seite, um die Flugzeugnase in Richtung der Centerline zeigen zu lassen. Um die Tragflächen dabei horizontal zu halten, muss in der Regel Querruder zur entgegengesetzten Seite gegeben werden. Das liegt daran, dass beim Tritt in das Seitenruder die in der Gierbewegung außen liegende Tragfläche stärker beschleunigt wird als die innen liegende Tragfläche. Durch den höheren Auftrieb an der stärker beschleunigten Tragfläche kommt es zu einem Rollen um die Längsachse.
Der Vorteil dieser Landetechnik liegt darin, dass die Tragflächen im Grunde nicht mit dem Boden in Berührung kommen können. Darüber hinaus wird diese Art der Landung – vor allem von Passagieren – als komfortabler und sicherer empfunden.
Der Nachteil liegt, wie der Name schon sagt, in einem möglicherweise seitlichen, also schiebenden Aufsetzen. Hierbei werden das Fahrwerk und auch die Bereifung stark beansprucht. Im ungünstigsten Fall kann es zu einem Reifenplatzer oder auch zu einem Abdriften von der Piste kommen.

Crab Approach
Crab Approach

Nicht das Gelbe vom Ei

Neben der zu beachtenden maximalen Seitenwindkomponente, die im Betriebshandbuch des jeweilig eingesetzten Luftsportgerätes zu finden ist, stoßen die oben genannten Techniken irgendwann unweigerlich an ihre physikalischen Grenzen. Beim Sideslip Approach ist irgendwann der maximale Winkel für das Hängenlassen der Tragfläche aufgrund der Tragflächengeometrie erreicht, bei Tiefdeckern kann der sogenannte Wingstrike sogar schon stattfinden, bevor der Pilot ihn überhaupt erwartet oder noch verhindern kann.
Beim Crab Approach kann das gesamte Fahrwerk aufgrund der hohen Energie während des schiebenden Aufsetzens stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Schäden an der Radaufhängung, der Fahrwerksschwinge und den Reifen lassen sich bei besonders harten Landungen nur noch selten vermeiden. Ein Abdriften von der Piste kann noch viel Schlimmeres bedeuten.

Die Mischung macht’s

Am sinnvollsten ist eine Kombination aus beiden oben genannten Landetechniken. Auf diese Weise kann das Hängenlassen der Tragfläche etwas reduziert und der Vorhaltewinkel deutlich verringert werden. Der Abstand von der Tragfläche zum Asphalt bleibt groß genug und das Ausleiten des Vorhaltewinkels kurz vor dem Aufsetzen fällt deutlich geringer aus.

Fazit

Das Landen bei stärkerem Seitenwind kann sehr anspruchsvoll und für unerfahrene Piloten gegebenenfalls auch gefährlich werden. Um sich selbst auf einen guten Trainingsstand zu bringen, empfehlen wir das Üben dieser Techniken an der Seite eines erfahrenen Fluglehrers. Gerade zu Herbstbeginn wird es viele Tage geben, an denen Seitenwindlandungen geübt werden können.

Autor und Zeichnungen: Markus Horowski; Titelbild: Thomas Rinke

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ULMagazin

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